2020 - 25 Jahre Golfclub Gerhelm

Gerhelm ist anders. Nicht nur, weil es hier nach Urlaub riecht, ein weiblicher Headpro über Golfschwung und Etikette wacht, der Präsident die Grüns auch selbst mal mit dem Mäher kitzelt und die familiär-herzliche Atmosphäre lediglich mit Superlativen beschrieben werden kann.

Nein, das Golfer-Leben ist hier nicht bestimmt von Label- und Krawattenzwängen, Schminkschichten oder PS-Stärken. Die viel gepriesene Tendenz zum Breitensport wird glaubhaft umgesetzt: Da steht auf erfreulich naturbelassenem Boden ein alter Golf neben dem neuesten Porsche, das Clubhaus ist Teil des Familiendomizils und irgendwo aus dem Hintergrund blökt ein Schaf sein uriges Lied über die Fairways. Doch ein Idyll entsteht nicht einfach so. Meist hat es Geschichte. Und im Fall Gerhelm ist es eine Familiengeschichte.

Auf ihrer Suche nach Ländereien wurden Ursula und Gerhard Schlierf in Franken fündig und siedelten so mit den Kindern Martin, Andreas und Ingrid aus Ingolstadt nach Gerhelm um, um Landwirtschaft und eine Schafzucht zu betreiben. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung machte jedoch der starke Preisverfall durch das Überangebot an Fleisch und Fell ein Umdenken nötig, und so entschloss sich der Familienrat 1991 für eine Freizeitnutzung der landwirtschaftlichen Fläche: Die Genehmigung zur Errichtung einer Golfanlage wurde beantragt, das Raumordnungsverfahren eingeleitet.

Nach zähen Verhandlungen mit der Regierung von Mittelfranken wurde sieben Jahre nach Antragstellung die endgültige Baugenehmigung für die Golfbahnen erteilt. In Eigenregie, zusammen mit den beiden Söhnen Martin und Andreas, ließ Familienoberhaupt Gerhard Schlierf die Golfanlage entstehen: dort, wo einst 600 Muttertiere grasten. Der Schafstall wurde zu Umkleideräumen umgerüstet, die Scheune für Mähmaschinen freigeräumt.

„Golf jetzt auch im Nürnberger Land“ – so lautete die Schlagzeile der Hersbrucker Zeitung am 12. Oktober 1995. Anlass war die Clubgründung im Sommer 1995 sowie die Fertigstellung und Eröffnung der Driving Range auf der Golfanlage Gerhelm. Mit dem Bau der ersten neun Löcher rund um das Gut Gerhelm wurde noch im Herbst 1995 begonnen.

Die Eröffnung der zweiten 9-Loch-Anlage folgte im Jahr 2002 im Bereich des Ortsteils Immendorf. Es wurden so nicht nur 15 Arbeitsplätze geschaffen, der Golfplatz wurde auch ein wichtiges Standbein im Fremdenverkehr. Von nun an kehrten im Brotzeitstüberl „Zum Schäferkarr‘n“ nicht nur Wanderer und Urlaubsgäste, sondern auch jede Menge Golfer ein. Heute dient die heimische Clubgastronomie zahlreichen Mitgliedern und Gastspielern als energiespendendes Wohlfühllokal und ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugslokal.

Gerhelm ist sowohl für Anfänger als auch gute Golfer eine Herausforderung. Die in einem Landschaftsschutzgebiet gelegene Anlage mit altem Baumbestand wurde behutsam in die bestehende Natur integriert, was sie zu einem landschaftlichen Highlight macht. Einzigartige Abschläge, eindrucksvoll verlaufende Fairways, herausfordernde Bunker und Wasserhindernisse bieten ständig wechselnde Perspektiven. Hier gibt es nicht einfach 18 Bahnen, dieser Platz hat 18 Gesichter. Wer hier früh morgens auf dem Platz steht, hoppelt mit den Feldhasen um die Wette oder wird abends von Rehen beobachtet. Gerhelm ist wohltuend anders.